Angriff

 

Der Angriff hat den Zweck, den Feind zu werfen, zu zerschlagen, zu vernichten oder/und Gelände in Besitz zu nehmen. Genaue Kenntnis der Lage (Aufklärungsergebnisse) und des Geländes sowie Unterstützung durch Steilfeuer sind wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg.  

Es gibt Teile für die Feuerunterstützung und den Stoß. Die Aufgaben als Teil der

Feuerunterstützung sind:

  • Niederhalten des Feindes in der vorgesehenen Einbruchstelle,
  • Niederhalten der vor die Einbruchstelle wirkenden Waffen des Feindes, um dem Stoßteil das Heranarbeiten an die Einbruchstelle und den Einbruch zu ermöglichen sowie
  • Abriegeln der Flanken des Stoßteiles.

des Stoßes sind:

  • einbrechen und
  • Kampf in der feindlichen Stellung.

Der Angriff erfolgt

  • aus der Bewegung oder
  • nach Bereitstellung.

Beim Angriff aus der Bewegung kommt es darauf an, dass die jeweils örtlich, auch nacheinander verfügbaren Kräfte gegen einen in der Gefechtsbereitschaft oder Stärke unterlegenen Feind oder zur Ausnützung eines Überraschungsmomentes unverzüglich antreten.

In allen anderen Fällen erfolgt der Angriff nach Bereitstellung.

ANGRIFF IN BEBAUTEM GELÄNDE

Der Angriff in bebautem Gelände ist ein Kampf auf nahe und nächste Entfernung zwischen und in Gebäuden. Meist liegen Stellungen des Verteidigers im Zentrum einer Ortschaft. An den Ortsrändern befinden sich nur Sicherungen zur Überwachung von Feindannäherungen.

Der Kommandant hat beim Angriff in bebautem Gelände zu beachten:

  • straffe Führung seiner Gruppe,
  • rasches und entschlossenes Handeln,
  • abschnittsweises Vorgehen,
  • Sicherung nach allen Richtungen,
  • keine Bewegung ohne Feuerschutz,
  • Halten der Verbindung zu Nachbarn.

In ein Gebäude dringt die Gruppe möglichst nicht durch den Haupteingang ein. Meist ist er stark verbarrikadiert, vermint oder mit versteckten Ladungen gesichert.

Es ist deshalb günstiger durch selbst geschaffene Öffnungen, über das Obergeschoss oder seitlich in das Gebäude einzudringen. Räume, in die der Feind nicht wirken kann, sind häufig vermint oder verrammelt.

Die Gruppe stürmt unter Ausnützung der Feuerunterstützung nach dem mündlichen Befehl des Gruppenkommandanten an das Gebäude. Unter Einsatz von Nahkampfmitteln erzwingen die vom Gruppenkommandanten bestimmten Soldaten an der befohlenen Einbruchstelle das Eindringen in das Gebäude. Alle Soldaten nutzen nachfolgend denselben Zugang in das Gebäude, um eine gegenseitige Gefährdung auszuschließen.

Im Gebäude ist die Jägergruppe meist auf sich gestellt. Der Gruppenkommandant befiehlt Stoß und Feuerschutz bis zum Angriffsziel. Nach dem Abriegeln des Angriffszieles der Gruppe erfolgt die Fortsetzung des Angriffes erst auf weiteren Befehl.

Treppen in Häusern sind meist gesperrt oder verbarrikadiert. Zweckmäßiger ist, an der Außenseite des Gebäudes, zB mit Hilfe einer Leiter, oder über Anbauten ins nächste Stockwerk einzudringen.

Ein Gebäude ist erst dann genommen, wenn es vom Dach bis zum Keller in eigener Hand und gesichert ist.

Straßen und freie Plätze überwacht der Feind meist mit Feuer; sie sind deshalb nach Möglichkeit zu meiden. Die Gruppe kann sich oft unbemerkt über Gärten, Hinterhöfe, entlang von Hecken oder Mauervorsprüngen vorarbeiten. Kurze freie Strecken überwindet sie unter Feuerschutz. Zusätzlich kann künstlicher Nebel eingesetzt werden, der aber eigenen unterstützenden Waffen nicht die Sicht nehmen darf.

ANGRIFF BEI NACHT ODER SCHLECHTER SICHT

Der Angriff erfolgt häufig bei Nacht oder schlechter Sicht, weil er durch Ausnützung der Überraschung auch gegen überlegenen Feind Erfolg versprechend ist.

Der Angriff bei Nacht oder schlechter Sicht ist gekennzeichnet durch

  • Bereitstellung und Annäherung ohne den Einsatz von künstlichen Lichtquellen und
  • Einbruch und Kampf im Angriffsziel meist mit Gefechtsfeldbeleuchtung oder mit der Nachtsichtbrille.

Gezieltes Feuer ist nur auf nächste Entfernung möglich, daher fällt die Entscheidung im Nahkampf. Für den Angriff bei Nacht oder schlechter Sicht sind Vorbereitungsmaßnahmen wie

  • Einweisung in das Angriffsgelände und
  • erforderliche Erkundungen (zB Annäherungswege, Verfügungsraum)

möglichst noch bei guter Sicht zu treffen.

Technische Mittel (zB Nachtsichtgerät) befähigen auch den Feind bei Nacht zu guter Beobachtung und gezieltem Feuer. Daher nützt die Gruppe auch bei Nacht das Gelände aus. Der Gruppenkommandant nützt jeden Halt, um zu horchen, zu beobachten und sich zu orientieren. Dabei vergewissert sich jeder Soldat, ob er Verbindung zum Vorder- und Hintermann hat.

Ist mit Feind in Hörweite zu rechnen, gilt der Grundsatz: „Lautlosigkeit vor Schnelligkeit".

ANGRIFF AUS DER BEWEGUNG

Die Gruppe führt den Angriff aus der Bewegung meist aus dem gesicherten Marsch.

Um das Überraschungsmoment auszunützen und den Gegenmaßnahmen des Feindes zuvorzukommen, sind Schnelligkeit in der Befehlsgebung, wendige Führung und rasche Ausführung der befohlenen Maßnahmen entscheidend. Trotzdem darf der Angriff aus der Bewegung nicht zu einem überstürzten, planlosen Vorgehen werden. Feuerunterstützung erfolgt meist erst im Verlaufe des Angriffes. Der Angriffsbefehl enthält nur das, was im Augenblick erforderlich ist.

Der Handstreich ist ein Angriff aus der Bewegung oder ein Angriff nach Bereitstellung mit meist zahlenmäßig unterlegenen Kräften, der in der Durchführung besonders auf Überraschung aufbaut. Ein weiteres wesentliches Merkmal ist das gezielte Ausnützen von sich in der Durchführung ergebenden günstigen, meist ungeplanten Möglichkeiten der Auftragserfüllung unter bewusster Inkaufnahme offener Flanken oder sonstiger Risiken. Sind die Voraussetzungen gegeben, greift die Gruppe selbständig an.

ANGRIFF NACH BEREITSTELLUNG

Die Jägergruppe führt den Angriff nach Bereitstellung nur im Rahmen des Zuges oder der Kompanie. Er erfolgt aus einem Verfügungsraum oder Bereitstellungsraum.

Die Bereitstellung dient letzten vorbereitenden Maßnahmen für den Angriff und umfasst:

  • Aufklärung des Angriffszieles,
  • Erstellen des Planes der Durchführung,
  • Absprachen (zB mit Nachbarn),
  • Versorgungstätigkeiten,
  • Befehlsausgabe.

Der Gruppenkommandant hat in seinem Befehl für die Bereitstellung besonders zu berücksichtigen:

  • Platz des Fahrzeuges,
  • Alarmstellungen, Nahsicherung,
  • Tarnmaßnahmen,
  • Versorgungsmaßnahmen,
  • Maßnahmen zur Erhaltung der Kampfkraft,
  • Regelung der Verbindung,
  • voraussichtliche Dauer der Bereitstellung.

ANGRIFFSABLAUF NACH ABLAUFLINIE

1. ALLGEMEINES

Die Gruppe greift grundsätzlich abgesessen an, nützt das Gefechtsfahrzeug aber so lange wie möglich.

Der Angriffsablauf ab der Ablauflinie unterteilt sich beim Angriff nach Bereitstellung in

  • Überschreiten der Ablauflinie,
  • Annäherung,
  • Einbruch und
  • Kampf im Angriffsziel (Abriegeln der Einbruchstelle).

pzgrenbtl417 bab angriff 1

Mögliche Folgeaufträge für ein Gefechtsfahrzeug nach dem Absitzen können sein:

  • Einsatz in Kampfstellungen zur Feuerunterstützung (nur gepanzertes Gefechtsfahrzeug),
  • Einsatz zum Überwachen eines Geländeteiles,
  • Beziehen eines Sammelraumes.

2. ÜBERSCHREITEN DER ABLAUFLINIE

Die Ablauflinie ist eine quer zur Angriffsrichtung verlaufende Führungslinie zur Abstimmung der Bewegung der Angriffskräfte zu Angriffsbeginn. Beim Gewinnen der Ablauflinie erhält der Gruppenkommandant vom Zugskommandanten letzte Aufklärungsergebnisse oder Änderungen im Plan der Durchführung.

3. ANNÄHERUNG

Die Annäherung ist die gefechtsbereite Bewegung zu einem Angriffsziel unter Ausnützung des Geländes. Hierbei ist der Gruppenkommandant unter Aufrechterhaltung der Verbindung zum Zugskommandanten verantwortlich, dass die Gruppe

  • die Angriffsrichtung und
  • den Anschluss zu Nachbarn hält.

Das Feuer eigener schwerer Waffen sowie das Nachlassen der feindlichen Waffenwirkung hat die Gruppe für einen raschen Geländegewinn zu nützen. Bei Feuer eigener Steilfeuerwaffen nähert sich die Jägergruppe bis zur Feuereinschränkungslinie, welche nur auf Befehl des Kommandanten überschritten werden darf.

Feindliches Steilfeuer, welches das Vorarbeiten der Jägergruppe behindert, ist bis zu dessen Nachlassen in einer Deckung abzuwarten.

Erkennt die Jägergruppe beim Vorarbeiten eine Sperre oder ein Hindernis, ist es mit vorbereiteten Mitteln zu räumen oder zu überwinden bzw. nach Meldung zu umgehen.

Der Gruppenkommandant arbeitet sich mit seiner Gruppe an die Sturmausgangsstellung heran. Dabei nützt die Gruppe das Feuer der anderen Gruppe(n), das auf der Einbruchstelle liegt, aus.

Die Sturmausgangsstellung ist die letzte mögliche Deckung nahe am Feind, in der sich die Gruppe auf den Stoß vorbereitet, durch:

  • Einsetzen eines vollen Magazins,
  • Überprüfen der Waffen,
  • Bereithalten von Nahkampfmitteln,
  • Zuweisung der Einbruchstelle,
  • Festlegung der Reihenfolge.

4. EINBRUCH

Der Gruppenkommandant befiehlt seinen Soldaten die Einbruchstelle im Gelände. Hierzu befiehlt er:

  • die genaue Einbruchstelle,
  • wer die Einbruchstelle niederhält (zB Maschinen- oder Granatgewehr),
  • wer auf welche Weise erforderlichenfalls Gassen in Sperren schafft,
  • wer Hand-, Nebelgranaten usw. wirft,
  • die Regelung zur Feuereinstellung und zum Nachziehen.

Der Einbruch in die feindliche Stellung hat immer als Stoß in schmaler und tiefer Gefechtsform zu erfolgen. Auf Zeichen oder mündlichen Befehl des Kommandanten löst der Gruppenkommandant mit dem Kommando „Sturm – vorwärts!" den Stoß seiner Jägergruppe aus.

5. KAMPF AUF ANGRIFFSZIEL

Der Gruppenkommandant muss nach dem gelungenen Einbruch in die feindliche Stellung

  • den Zusammenhalt der Jägergruppe wahren und verhindern, dass der Kampf in unkoordinierte Einzelhandlungen zerfällt,
  • Verbindung zum Zugskommandanten und zu den Nachbarn aufnehmen und im Zusammenwirken mit ihnen
  • in die Tiefe der Stellung und in offene Flanken beobachten, damit feindliche Gegenstöße frühzeitig erkannt werden,
  • die Einbruchstelle unter Ausnutzung jeder Schwäche des Feindes erweitern und
  • sich unverzüglich auf die Abwehr von Gegenstößen einrichten.

Der Feind in Schutzdeckungen und eingedeckten Laufgräben ist mit Handgranaten, Granatgewehr oder Panzerabwehrrohr zu bekämpfen.

Führt der Feind einen Gegenstoß, verhält sich die Gruppe gemäß den Bestimmungen für die Verteidigung.

Ist das Angriffsziel des Jägerzuges genommen, führt der Gruppenkommandant folgende Maßnahmen durch:

  • Verbindungsaufnahme mit dem Zugskommandanten und Nachbarn,
  • Ergänzung und Ausgleich von Munition und Kampfmitteln,
  • Meldung der personellen und materiellen Lage,
  • Versorgung von Verwundeten.

Die weiteren Maßnahmen des Gruppenkommandanten hängen davon ab, ob die Gruppe

  • sich zur Verteidigung einzurichten,
  • den Angriff fortzusetzen oder
  • Feindkräfte zu durchsuchen und zu bewachen

hat.

Gelingt der Gruppe der Einbruch in die feindliche Stellung nicht oder kommt der Angriff infolge starken Feindfeuers zum Erliegen, hält die Gruppe das genommene Gelände und der Gruppenkommandant meldet dies dem Zugskommandanten.

 

Copyright: TomNedry, CC BY

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